Nach langen Planungen ist es endlich soweit: nachdem wir schon am Vorabend das Auto bepackt und beladen haben, kann es zügig losgehen. Salome, unsere Jüngste, hat ein paar Frontroller-Taschen von Ortlieb dabei, die beiden Großen je eine kleine und eine große Fahrradtasche (die großen Taschen haben sie beim Stadtradeln gewonnen). Mein Mann und ich bekommen jeweils zwei Gepäcktaschen vorne und hinten, sowie eine Rolle mit je einem Zelt auf dem Gepäckträger. Ich habe zum Geburtstag eine neue Packtasche bekommen, die man auch als Rucksack verwenden kann. Dort verstauen wir Dinge, die wir bei Pausen gerne mit uns nehmen wollten, was sich dann auch ganz gut bewährt hat. Außerdem sind noch Taschen dabei, die wir dann im Ferienhaus zur Verfügung haben werden wenn ich mit dem Zug das Auto aus Belfort geholt habe. Schöner wäre es natürlich, wenn wir alle mit dem Zug zurück fahren können, aber das trauen wir uns in Frankreich nicht zu. Nach meinen Recherchen müssten wir entweder die Räder in Taschen verpackt im TGV mitnehmen, was mit drei Kindern völlig utopisch wäre oder im Regionalzug (TER) fahren, wo man aber Fahrradstellplätze nicht reservieren kann und im dümmsten Fall am Bahnsteig stehen bleibt. Also ist der Plan, das Auto am TGV-Bahnhof stehen zu lassen und ich hole es dann, fahre zu unserem Ferienhaus und wir können damit wieder zurück reisen.
So geht es also in aller Frühe mit dem Auto los in Richtung Frankreich. Unser Ziel ist der TGV Bahnhof Belfort-Montebélliard. Dort gibt es einen Langzeitparkplatz, auf dem wir unser Auto abstellen können und der mit dem TGV von Orange aus in 5 Stunden zu erreichen ist. Den Parkplatz habe ich schon vorab online reserviert und als ich dann mit dem dritten Zugangscode (warum gibt es so viele Nummern auf dem Ausdruck?) Erfolg habe, öffnet sich die Schranke und wir suchen uns einen Parkplatz, der wenigstens etwas Schatten verspricht. Es ist etwa Mittag, als wir die Räder bepacken, nochmal kontrollieren, dass nichts Wichtiges mehr im Auto ist und dann fahren wir los. Heute fahren wir von Belford nach Isle sur le Doubs. Direkt neben dem Parkplatz geht ein asphaltierter Radweg, der uns zum EuroVelo 6 führt. Durch ein angenehm schattiges Waldstück geht es bergab und durch das ländliche Frankreich mit Kuhweiden und Feldern. Schließlich erreichen wir den Fluss Doubs und damit den EuroVelo 6.
Im Wechsel geht es an der Doubs und am Canal du Rhin au Rhône entlang. Letzterer zeichnet sich durch pittoreske Schleusen mit alten Schleusenwärterhäuschen aus. Die Radwege sind hier durchgängig asphaltiert und verlaufen auf den alten Treidelwegen des Kanals.
Am Nachmittag kommen wir nach Montbéliard. Gleich am Ortseingang ist eine Grünanlage mit einem schönen Springbrunnen. Und zur Freude der Kinder auch Eisverkäufer und ein Kinderkarussell.
Unsere Sechsjährige will natürlich Karussell fahren und nachdem sie so tüchtig geradelt ist, darf sie neben Aladin auf dem fliegendem Teppich Platz nehmen.
Die beiden Großen wollen nicht Karussell fahren, sondern lieber noch ein kaltes Getränk. Für einen Abstecher hoch in die Altstadt von Montbéliard sind wir zu faul, außerdem haben wir noch eine gute Strecke vor uns bis zum Campingplatz. In Montbéliard kommen wir noch an schönen Parks und Spielplätzen vorbei, aber wir haben ja schon Pause gemacht.
Kurz hinter Montbéliard kreuzt der Kanal den Fluss Doubs und gleichzeitig mündet an dieser Stelle ein kleinerer Fluss in den Doubs. Wir haben das Gefühl von allen Seiten von Wasser umgeben zu sein. Auf einer langen, modernen Fahrradbrücke geht es übers Wasser.
Es geht erstmal weiter flach am Kanal entlang. In Dampierre sur le Doubs geht es weg von Fluss und Kanal und auf einer wenig befahrenen Straße bergauf. Es ist ganz schön heiß. Während ich auf Felix und Salome warte, spreche ich eine Familie an, die mit Gartenarbeit beschäftigt ist, ob sie mir die Fahrradflaschen auffüllen können. Wir unterhalten uns ein bisschen – ich bin froh, dass ich gut Französisch spreche – und die beiden Töchter der Familien streiten sich darum, wer jetzt unsere Flaschen auffüllen darf. Eine wirklich nette Begegnung. Schließlich sind wir wieder komplett und fahren weiter bergan. Und natürlich folgt auf der anderen Seite dann eine schöne Abfahrt. An einem kleinen Supermarkt in Colombier-Fontaine versorgen wir uns mit Eis und kalten Getränken.
Nach dem bergigen Abstecher geht es wieder am Kanal entlang. Es ist wenig los und wir kommen gut voran.
Auf dem letzten Teilstück verläuft der Radweg zwischen dem Canal und dem Doubs und wir haben das Gefühl, komplett vom Wasser umgeben zu sein. Unsere Kleinste fährt tüchtig, dafür bekommt sie von mir oder auch meiner großen Tochter Elodie Geschichten erzählt. Mein Sohn träumt etwas und ich kann gerade noch laut schreien, als er vom Weg abkommt in und über die Böschung in Richtung Kanal vom Weg abkommt. Abrupt zieht Richard die Bremsen und stürzt, aber er landet immerhin nicht im Wasser. Und definitiv ist er jetzt wieder voll wach.
L’Isle sur le Doubs ist ein verschlafener kleiner Ort und der Campingplatz liegt tatsächlich auf einer Insel, die vom Canal und dem Doubs gebildet wird. Und nach 44,5 km freuen wir uns schon alle sehr auf eine leckere Pizza, denn auf der Homepage des Campingplatzes stand, dass immer am Samstag Abend ein Pizza-Wagen auf den Platz kommt. Aber dann die Enttäuschung: der Wagen ist kaputt und kommt heute nicht. Dafür gibt es aber im Ort einen Pizzaautomaten, der angeblich auch eine ziemlich leckere Pizza macht. Wir beschließen also, erst die Zelte aufzubauen und uns dann den besagten Automaten anzuschauen. Der Campingplatz ist nicht besonders voll. An einer Sitzecke lernen wir Nico kennen, der mit dem Liegerad auf dem EuroVelo 6 in Richtung Atlantik unterwegs ist. Während wir unsere Zelte aufbauen, werden wir von einem ganzen Schwarm Stechmücken attackiert. Wir beeilen uns und schicken die Kinder schonmal zum Duschen, damit die Mücken etwas von Ihnen ablassen. Dann laufen wir zum Pizzaautomaten. Das Pärchen vor uns, auf der Rückreise von ihrem Frankreichurlaub nach Deutschland, bekommt ihre Pizza und nachdem sie wirklich gut aussieht, bestellen wir insgesamt 4 Pizzen, darunter eine Pizza Savoyarde mit Reblochonkäse und Kartoffelstückchen. Es schmeckt wirklich lecker, die Stimmung wird nur merklich getrübt durch die vielen Mücken, die insbesondere unsere zwei Jüngsten heftig attackieren. Schließlich krabbeln wir alle ins Elternzelt, um von den Mücken geschützt noch eine Runde Karten zu spielen.