Frankreich 2021: Etappe 5 nach Uchizy

Frankreich 2021: Etappe 5 nach Uchizy

Einkaufen in Chalon sur Saône und Besichtigung des Klosters von Tournus

In der Morgensonne fahre ich mit dem Rad nach Verdun sur le Doubs hinein und finde eine kleine traditionelle Bäckerei. Mit Croissants, Brioche und noch warmen, duftenden Baguettes fahre ich zurück zum Campingplatz wo Felix mich bereits mit einem Kaffee erwartet. Nach dem Frühstück bauen wir alle zusammen die Zelte ab. Inzwischen hat sich hier schon eine gewisse Routine entwickelt. Die Räder sind schnell gepackt und wir sind abfahrbereit.

Abfahrbereit

Heute geht es den ganzen Tag an der Saône entlang auf einem Radweg, der sich Voie Bleue nennt. Bis Chalon sur Saône sind wir auch noch auf dem EuroVelo 6. Beide Radwege sind gut ausgeschildert. Zunächst fahren wir über die Brücke und haben einen tollen Blick auf den Zusammenfluss von Doubs und Saône oder besser gesagt, die Mündung des Doubs in die Saône.

An der Mündung des Doubs in die Saône

Schon bald ziehen wir unsere Jacken bzw. Pullover aus, denn heute ist es warm, auch wenn es wieder recht windig ist. Nach kurzer Zeit kommen wir am Campingplatz Gergy vorbei, den wir eigentlich gestern erreichen wollten.

Aber der Platz in Verdun sur le Doubs war wirklich schöner und mit dem Schwimmbadbesuch war es definitiv die richtige Entscheidung, dort zu Übernachten. Dafür haben wir uns für heute wieder viel vorgenommen. Das Hochwasser, das hier vor ein paar Wochen war, merkt man noch an dem schlammüberzogenen Gestrüpp am Flussufer, sowie an den vielen Mücken. Von den Einheimischen wird uns gesagt, dass diese sonst nicht so schlimm sind. Im Laufe des Vormittags erreichen wir Chalon sur Saône. Und wie jedes Mal in größeren Städten ist es mit dem Verkehr etwas unangenehm, auch wenn Radwege verfügbar sind. Vor allem die Kombination von Kreisverkehren und Fahrrad ist nicht immer glücklich gelöst. Wir steuern erstmal zum Decathlon, der in einem Gewerbegebiet liegt, da wir ein paar Sachen zum Anziehen und für unsere Ausrüstung brauchen. Mit unseren bepackten Rädern fallen wir hier besonders auf.

Shopping-Stop

Direkt gegenüber gibt es einen Supermarkt, in dem wir die Zutaten für unser Mittagessen kaufen. Dann fehlt nur noch ein schönes Plätzchen für die Mittagspause. Dazu fahren wir zurück ans Flussufer und breiten unsere Decke auf einem Spielplatz mit Blick auf die Altstadt aus.

Chalon sur Saône

Durch den Einkauf und die lange Pause haben wir viel Zeit verloren. Daher verzichten wir darauf, noch in die Altstadt von Chalon sur Saône zu fahren. Im nächsten Ort kommen wir an einer schönen romanischen Kirche St. Marcel vorbei. Wir werfen einen Blick hinein und die Kinder sind ganz fasziniert von der Geschichte des Märtyrers Marcellus, der im Jahr 178 hier getötet wurde, weil er sich weigerte, an einem Opferessen des römischen Herrschers teilzunehmen. Auf seinem Grab wurde später diese Kirche errichtet. Die Kirche ist alt, schlicht und schön.

St. Marcel

Aber das eigentliche Highlight des heutigen Tages steht noch aus: Die Abtei von Tournus mit der 1000 Jahre alten Kirche St. Philibert. Schon bei der Fahrt durch den kleinen Ort fühlt man sich wie auf Zeitreise ins Mittelalter.

Das Kloster ist eine der bedeutendsten romanischen Sakralbauten Mitteleuropas und entsprechend beindruckend.

Die Krypta ist noch älter als die Kirche und da wir erst den Lichtschalter nicht finden auch etwas unheimlich in der Dunkelheit.

die Krypta

Wir lesen die Geschichte von Valarian, der gemeinsam mit Marcellus in diese Gegend kam und ebenso zum Märtyrer wurde. Dann machen wir noch einen Abstecher ins Obergeschoss, wo man die Blasebalge der Orgel und das innere des Turms sehen kann. Zuletzt gehen wir noch in den Kreuzgang. Die Besichtigung war richtig schön und die Kinder hat es sehr interessiert.

Mit Rückenwind fahren wir weiter Saône-abwärts und nach 75,6 km sind wir am Campingplatz von Uchizy angekommen. Dieser liegt direkt am Fluss und ist fast komplett leer – ebenso wie der Pool, der wohl auf Grund des vorangegangenen Hochwassers nicht in Betrieb ist. Immerhin funktioniert die Waschmaschine und wir können unsere ganzen Sachen einmal durchwaschen. Als Wäscheleinen nehmen wir übrigens immer die Spanngurte, mit denen wir das Gepäck an den Rädern befestigen, das klappt super.

Waschtag am Zeltplatz

Zum Kochen haben wir jetzt keine Lust mehr und kehren im Restaurant des Campingplatzes ein. Man sitzt sehr schön dort, direkt am Fluss und unserer Kleinste amüsiert sich am Spielplatz. So neigt sich schließlich ein wunderschöner Tag dem Ende entgegen.

Frankreich 2021: Etappe 4 nach Verdun sur le Doubs

Frankreich 2021: Etappe 4 nach Verdun sur le Doubs

Nachdem es gestern so spät war, haben wir von der Stadt Dôle noch nichts gesehen. Also beschließen wir zum Start unserer heutigen Etappe erstmal in die Altstadt zu fahren. Diese liegt über dem Fluss und so startet der Tag mit einem Anstieg. Wir fahren durch die Innenstadt zur Kathedrale.

Fahrt durch Dôle

In zwei Schichten – damit immer jemand bei den Rädern ist – besichtigen wir die Kathedrale.

Dôle ist ein wirklich hübscher Ort, dennoch wollen wir nicht lange verweilen. Immerhin haben wir die Hoffnung, dass es vielleicht heute Nachmittag mit dem Schwimmbad klappt. Das Wetter jedenfalls ist herrlich: blauer Himmel und Sonnenschein.

Dôle

Wir fahren zurück zum Fluss Doubs und den schönen EuroVelo 6. Doch schon nach kurzer Zeit kommen wir an dieses Schild:

Umleitung

Wir müssen den schönen Radweg am Kanal verlassen und einen Hügel hinauf fahren. Immerhin ist die Umleitung gut beschildert. Das haben wir in Deutschland schon oft anders erlebt. Der alternative Weg ist – sagen wir mal – mäßig. Erst mit furchtbar schlechtem Belag, dann auf einer Straße. Aber wir kommen an einem Supermarkt vorbei. Felix geht einkaufen, während Richard sein Rad bewacht. Ich fahre mit den zwei Mädels schonmal voran. Bald sind wir wieder auf dem richtigen Radweg. Wir kommen bei einer tollen Raststation für Radler inklusive Trinkwasserstation vorbei. Für ein Picknick ist es uns noch zu früh, aber wir füllen unsere Fahrradflaschen auf.

Schicke Raststation für Fahrradfahrer

Wir treffen wieder auf den Kanal, der kurz darauf in die Saône mündet. Inzwischen ist ein starker Wind aufgezogen. Für die Mittagspause finden wir eine schöne Sitzgruppe am Fluss, aber wir müssen richtig aufpassen, dass der Wind uns nicht alles vom Tisch fegt. Nicht nur einmal müssen wir aufspringen, um Becher oder Tüten wieder aufzufangen. Felix hat wieder leckere Sachen gekauft, vor allem das Taboulé kommt gut an. Felix und ich betrachten nochmal die heutige Etappe und beschließen, heute nicht wie ursprünglich geplant nach Gergy zu fahren, sondern schon ein paar Kilometer vorher in Verdun sur le Doubs zu Campen. Einerseits steckt uns die gestrige Etappe noch ziemlich in den Gliedern und andererseits gibt es dort direkt neben dem Zeltplatz ein Freibad. Auf der Weiterfahrt haben wir ziemlich mit dem Wind zu kämpfen, der uns mal von vorne und mal seitlich entgegen bläst.

An der Saône

Trotz des Windes ist es sehr heiß. In Seurre mache ich mit Elodie einen Abstecher in einen Supermarkt, während die restliche Familie schonmal vorfährt, um einen Rastplatz zu suchen. Mit einer großen Portion Eis im Gepäck erreichen wir sie schließlich. So gestärkt schaffen wir es nach Verdun sur le Doubs, wo der Doubs in die Saône mündet. 66,5 km waren es heute. Beim Anstehen an der Rezeption lernen wir ein etwas älteres holländisches Paar kennen, mit denen wir gleich nett ins Gespräch kommen. Für die Nacht zahlen wir lächerliche 15,50 Euro. Dann aber werden erstmal in Windeseile die Zelte aufgebaut, damit wir ins Schwimmbad gehen können. Es ist kaum Betrieb und die Rutsche ist toll, auch wenn es oben durch den starken Wind schon etwas kühl ist. Wir bleiben so lange, bis das Bad schließt.

Unser Zeltplatz

Der kommunale Campingplatz ist zwar etwas rustikal, was die Sanitäranlagen angeht, aber für Radfahrer wirklich perfekt. Für sie ist ein Wiesenabschnitt direkt am Fluss vorgesehen – wunderschön. Eigentlich wollte ich heute Wäsche waschen, doch das Hochwasser hat auch die Waschmaschine erwischt, sodass ich nur ein paar Wäschestücke per Hand auswasche. Für Radfahrer gibt es auch ein Aufenthaltszelt mit Sitzplätzen, Kühlschrank, Mikrowelle und zur Freude unserer Kinder auch Comics. Das diese auf Französisch sind, stört sie nicht wirklich.

Nach dem Essen gehe ich noch etwas Spazieren und entdecke eine wunderschöne alte Weide durch deren Zweige die Sonne herrlich scheint.

Weide im Abendlicht

Auf dem Rückweg hole ich an einem kleinen Kiosk noch kalte Getränke und im Aufenthaltszelt spielen wir dann mit den Kindern Karten. Der Wind bläst ziemlich heftig und rüttelt die ganze Nacht an unseren Zelten. Ich mache mit etwas Sorgen, aber die Zelte halten dem Wind stand.

Frankreich 2021: Etappe 3 nach Dôle

Frankreich 2021: Etappe 3 nach Dôle

Mit Besichtigung der Festung von Besançon

Als wir heute aufwachen ist es noch etwas trüb, aber immerhin regnet es nicht. Am Campingplatz holen wir Baguette zum Frühstück. Wir beeilen uns mit dem Packen, denn wir wollen uns in Besançon die Festung anschauen. Am Doubs entlang radeln wir vom etwas außerhalb gelegenen Campingplatz ca. 8 km zur Altstadt. Diese liegt auf einer Halbinsel, um die sich der Fluss wie ein Hufeisen windet. Imposant erhebt sich die Festung hoch über dem Fluss.

Blick zur Festung

Noch haben wir keinen Plan, wie wir unsere Räder inklusive dem ganzen Gepäck während der Besichtigung verwahren wollen, also fahren wir erstmal in die Altstadt. Der Weg führt uns durch einen Tunnel, in dem gleichzeitig der Kanal verläuft. Aufregend!

Durch den Tunnel

Wir steuern die Touristinformation an, in der Hoffnung, dass sie uns dort weiter helfen können. Und tatsächlich sagt mir die freundliche Dame am Schalter: „Überhaupt kein Problem, an der Kasse gibt es ein ehemaliges Gefängnis, wo ihr die Räder mit dem Gepäck einschließen lassen könnt“. Allerdings bedeutet das auch, dass wir uns den Berg bis zum Eingang der Festung mit den voll beladenen Fahrrädern quälen müssen. Nun gut, wir sind ja fit, also machen wir uns auf den Weg.

Der Weg wird immer steiler und auf dem letzten Stück müssen die meisten von uns Schieben. Schließlich sind wir am Tor der Festung angelangt. Ein Mitarbeiter schließt mit einem großen Schlüssel eine Seitentür des Torbogens auf, in dem sich besagtes „Gefängnis“ befindet, in dem wir die Fahrräder abstellen können. Wir zeigen noch unseren „Pass sanitaire“ (also den Impfnachweis), zahlen den Eintritt und machen uns auf den Weg zur inneren Festungsanlage. Deren Graben wird von putzigen Affen bewohnt, denen wir beim Klettern zuschauen.

Festungsgraben mit Affen

In der Festung sind außerdem noch verschiedene Museen und ein Zoo untergebracht. Als Erstes geht es aber hoch hinauf auf die Festungsmauer. Der Blick ist atemberaubend und mir wird fast ein bisschen schwindelig in Anbetracht der großen Höhe.

Blick auf Besançon

In dem Museum gibt es einen Raum, in dem Kinder das Leben der Soldaten auf der Festung nachempfinden können. Wir lesen, wie groß man sein musste, was es zu Essen gab und wie sich die Soldaten die Zeit vertrieben. Am meisten Spaß macht es den Kindern aber, die (Spielzeug-)Degen auszuprobieren.

Fechtduell im Museum

Wir schauen uns noch Tiergehege unter anderem mit Kängurus, Schafen und Mäusen an, sowie Aquarien, in denen einheimische Fische und Schildkröten zu sehen sind. Die Zeit vergeht wie im Flug. Über die Festungsmauer laufen wir zurück zu unseren Rädern.

Die Festungsmauer

13 Uhr ist vorbei und wir haben heute nach Dôle noch mehr als 50 km vor uns. Mit Vorfreude auf die Abfahrt hinunter in die Altstadt schwinge ich mich auf mein Rad, doch schon nach 100 Metern ist die Freude vorbei. Das Hinterrad ist platt. Wir sammeln uns in der nächsten Kurve und versuchen es erstmal mit aufpumpen.

Ein platter Reifen

Aber natürlich hält das nicht lange. Außerdem haben jetzt alle großen Hunger. Wir suchen uns einen netten Platz am Flussufer. Während Felix mit Hilfe von Elodie den Reifen flickt, fahre ich auf ihrem Rad zusammen mit Richard zu einem kleinen Supermarkt und einer Bäckerei in der Innenstadt, um unser Mittagessen zu besorgen. Es gibt Baguette, Käse, Oliven, Quiche, Obst und Joghurt. Als ich wiederkomme, ist das Rad gerade fertig und wir können essen. Die Stärkung brauchen wir, damit wir die restliche Etappe nach Dôle noch gut bewältigen können.

Immer am Fluss entlang

Zunächst geht es wieder am Fluss entlang. Unsere Kleinste will trotz unseres Zeitproblems nicht angekoppelt werden. Wir nehmen ihre Radtaschen und schnallen sie bei Felix hinten drauf. Außerdem schieben Felix und ich sie immer mal wieder mit der Hand an. Kurz vor Thoraise verschwindet der Kanal hinter einer Wand aus Wasser in einem Tunnel. Das sieht richtig hübsch aus.

Tunnel für den Kanal

Wir hingegen müssen über den Berg fahren, um am anderen Ende des Tunnels wieder auf den Kanal zu stoßen. Im weiteren Verlauf des Weges geht es immer wieder weg vom Fluss durch diese sehr ländliche Gegend. Am Nachmittag machen wir eine Pause an einer Pferdekoppel, leider wieder mit ziemlich viel Mücken. Ein weiteres Highlight für mich sind außerordentlich wuschelige Schafe, an denen wir vorbei kommen.

Schafe am Wegesrand

Kurz vor Dôle wird es nochmal richtig schön: hohe Felswände ragen neben dem Fluss in die Höhe. Und danach fahren wir durch schöne Alleen und an hübschen Schleusen vorbei.

Schließlich kommen wir kurz vor sieben Uhr am Campingplatz in Dôle an. Leider macht der Pool gerade zu, als wir ankommen, das wäre nach dieser Etappe mit 71,5 km eine schöne Belohnung gewesen. Der Regen der letzten Tage hat den Campingplatz ziemlich aufgeweicht und da die Zeltwiese für die Radfahrer schon voll belegt ist, bekommen wir einen Stellplatz im hintersten Eck, der zwar schön ruhig ist und eine Sitzgruppe hat, aber der leider ziemlich matschig ist. Offensichtlich hat hier zuvor ein Wohnwagenbesitzer rangiert und schlammige Furchen hinterlassen.

Immerhin hat der Spielplatz noch geöffnet und Salome schließt sich einer Gruppe französischer und holländischer Kinder an. Gelegentlich kommt sie vorbei und möchte ein Wort auf Französisch übersetzt bekommen. Als wir das Abendessen auf unserem Kocher bereiten, gesellt sich Nico zu uns. Wir unterhalten uns noch lange, auch als die Kinder schon im Bett sind. An der Rezeption gab es Cidre, den wir uns gemeinsam schmecken lassen. Es ist schön, dass wir uns kennengelernt haben und so intensiv ins Gespräch kommen. Leider werden sich unserer Wege jetzt trennen, wir werden in den Süden abbiegen, während er noch einen Abstecher nach Dijon plant, bevor er dann weiter zum Atlantik fahren wird.

Frankreich 2021: Etappe 2 nach Besançon

Frankreich 2021: Etappe 2 nach Besançon

In der Nacht gewittert es ordentlich inklusive heftigem Regen. Zum Glück ist es am Morgen vorbei, aber natürlich ist alles ziemlich nass. Ich laufe zum Bäcker in die Stadt und kaufe Croissants und Baguette für’s Frühstück. Felix hat inzwischen den Frühstückstisch gedeckt. Wir haben die Picknickdecke auf die nasse Bank gelegt und so ist zwar alles klamm, aber immerhin sitzen einigermaßen trocken. Wir kommen nochmal mit Nico ins Gespräch, der heute auf der gleichen Strecke unterwegs nach Besançon sein wird. Bis wir dann alle unsere sieben Sachen eingepackt haben, ist er schon lange los gefahren.

Croissant zum Frühstück

Am Campingplatz ist noch eine französische Familie inklusive Oma und Opa mit dem Fahrrad unterwegs. Sie erzählen uns, dass sie in Dôle gestartet sind und nach Montbéliard fahren. Dann fahren wir los. Erst geht der Radweg auf einer kaum befahrenen Straße und dann sind wir wieder auf dem geteerten Radweg, der sich gemeinsam mit dem Fluss Doubs durch die hügelige Landschaft schlängelt.

Morgenstimmung am Doubs

Fast allein sind wir auf dem Radweg unterwegs. Hinter einer Schleuse machen wir kurz Pause und gehen auf den Anlegesteg, auf dem wir etwas herumalbern. Da kommt ein Hausboot angefahren – das erste, das wir heute sehen. Eine schon etwas ältere Frau aus den Niederlanden, die allein mit ihrem Boot unterwegs ist, legt an und die Kinder helfen ihr, die Taue zu befestigen. Eine wirklich nette Begegnung. Die Kinder bestaunen das Hausboot und sehen dann, wie die Schleuse per Fernbedienung gesteuert wird. Wir winken der Frau hinterher und steigen wieder auf die Fahrräder.

Nette Begegnung am Wasser

Wir kommen relativ langsam voran, immer wieder haben wir auch etwas Gegenwind. Deshalb koppelt Felix unsere Kleinste an sein Rad an. Doch schon nach etwa 200 Metern will Salome wieder selbst fahren. Landschaftlich erinnert es hier sehr ans Altmühltal mit den weißen Jurafelsen.

Landschaftlich wunderschön am Doubs

Langsam wird es wirklich Zeit für eine ausgiebige Mittagspause. Aber genau jetzt kommt kein sinnvoller Pausenplatz und wir haben keine Lust auf ein Picknick im nassen Gras. Schließlich erreichen wir Beaume-les-Dames. Nach einiger Suche finden wir hier einen schönen Spielplatz für unser Picknick. Die Pause tut allen gut und jetzt haben wir auch schon die Hälfte der heutigen Etappe geschafft. Beim Weiterradeln werden mir meine Klickpedale zum Verhängnis. Ich will nur kurz halten, um Salome die Wasserflasche zu reichen und bleibe mit dem linken Fuß eingeklickt. Blöd, denn jetzt verliere ich das Gleichgewicht und falle um. Das tut ganz schön weh!

Es zieht zu

Weiter geht’s. Wir wollen heute noch nach Besançon, auch wenn der Himmel sich verdunkelt und schwarze Regenwolken aufziehen. Es beginnt erst leicht, dann stärker zu Regnen und so halten wir unter einer Brücke und ziehen die Regensachen an.

Regen

Schließlich sind wir am späten Nachmittag nach 64 km am Zeltplatz von Besançon angekommen. Vor der Schranke versuche ich noch eine enge Kurve zu fahren, komme wieder nicht rechtzeitig aus den Klickpedalen und falle wieder um. Genau auf die gleiche Stelle. So etwas Blödes! Der Check-In dauert sehr lange. Schließlich fahren wir zu unserem Platz und auf der überdachten Sitzgruppe direkt daneben sitzt schon Nico, der mit seinem Liegerad deutlich schneller als wir war. Noch im Regen bauen wir die Zelte auf und als wir fertig sind, hört es auf zu regnen. Das Abendessen (Nudeln mit Tomatensoße) bereiten wir auf dem Campingkocher zu und weihen dabei unseren neuen Falttopf ein.

Unsere Familie am Start in Belfort

Frankreich 2021: Etappe 1 von Belfort nach Isle sur le Doubs

Nach langen Planungen ist es endlich soweit: nachdem wir schon am Vorabend das Auto bepackt und beladen haben, kann es zügig losgehen. Salome, unsere Jüngste, hat ein paar Frontroller-Taschen von Ortlieb dabei, die beiden Großen je eine kleine und eine große Fahrradtasche (die großen Taschen haben sie beim Stadtradeln gewonnen). Mein Mann und ich bekommen jeweils zwei Gepäcktaschen vorne und hinten, sowie eine Rolle mit je einem Zelt auf dem Gepäckträger. Ich habe zum Geburtstag eine neue Packtasche bekommen, die man auch als Rucksack verwenden kann. Dort verstauen wir Dinge, die wir bei Pausen gerne mit uns nehmen wollten, was sich dann auch ganz gut bewährt hat. Außerdem sind noch Taschen dabei, die wir dann im Ferienhaus zur Verfügung haben werden wenn ich mit dem Zug das Auto aus Belfort geholt habe. Schöner wäre es natürlich, wenn wir alle mit dem Zug zurück fahren können, aber das trauen wir uns in Frankreich nicht zu. Nach meinen Recherchen müssten wir entweder die Räder in Taschen verpackt im TGV mitnehmen, was mit drei Kindern völlig utopisch wäre oder im Regionalzug (TER) fahren, wo man aber Fahrradstellplätze nicht reservieren kann und im dümmsten Fall am Bahnsteig stehen bleibt. Also ist der Plan, das Auto am TGV-Bahnhof stehen zu lassen und ich hole es dann, fahre zu unserem Ferienhaus und wir können damit wieder zurück reisen.

Vollbepacktes Auto – 4 Räder auf dem Fahrradträger, das Fünfte und die vielen Taschen im Kofferraum

So geht es also in aller Frühe mit dem Auto los in Richtung Frankreich. Unser Ziel ist der TGV Bahnhof Belfort-Montebélliard. Dort gibt es einen Langzeitparkplatz, auf dem wir unser Auto abstellen können und der mit dem TGV von Orange aus in 5 Stunden zu erreichen ist. Den Parkplatz habe ich schon vorab online reserviert und als ich dann mit dem dritten Zugangscode (warum gibt es so viele Nummern auf dem Ausdruck?) Erfolg habe, öffnet sich die Schranke und wir suchen uns einen Parkplatz, der wenigstens etwas Schatten verspricht. Es ist etwa Mittag, als wir die Räder bepacken, nochmal kontrollieren, dass nichts Wichtiges mehr im Auto ist und dann fahren wir los. Heute fahren wir von Belford nach Isle sur le Doubs. Direkt neben dem Parkplatz geht ein asphaltierter Radweg, der uns zum EuroVelo 6 führt. Durch ein angenehm schattiges Waldstück geht es bergab und durch das ländliche Frankreich mit Kuhweiden und Feldern. Schließlich erreichen wir den Fluss Doubs und damit den EuroVelo 6.

Am Fluss Doubs

Im Wechsel geht es an der Doubs und am Canal du Rhin au Rhône entlang. Letzterer zeichnet sich durch pittoreske Schleusen mit alten Schleusenwärterhäuschen aus. Die Radwege sind hier durchgängig asphaltiert und verlaufen auf den alten Treidelwegen des Kanals.

Die erste von ganz vielen Schleusen, die wir auf dieser Radtour passiert haben

Am Nachmittag kommen wir nach Montbéliard. Gleich am Ortseingang ist eine Grünanlage mit einem schönen Springbrunnen. Und zur Freude der Kinder auch Eisverkäufer und ein Kinderkarussell.

Unsere Sechsjährige will natürlich Karussell fahren und nachdem sie so tüchtig geradelt ist, darf sie neben Aladin auf dem fliegendem Teppich Platz nehmen.

Die beiden Großen wollen nicht Karussell fahren, sondern lieber noch ein kaltes Getränk. Für einen Abstecher hoch in die Altstadt von Montbéliard sind wir zu faul, außerdem haben wir noch eine gute Strecke vor uns bis zum Campingplatz. In Montbéliard kommen wir noch an schönen Parks und Spielplätzen vorbei, aber wir haben ja schon Pause gemacht.

Kurz hinter Montbéliard kreuzt der Kanal den Fluss Doubs und gleichzeitig mündet an dieser Stelle ein kleinerer Fluss in den Doubs. Wir haben das Gefühl von allen Seiten von Wasser umgeben zu sein. Auf einer langen, modernen Fahrradbrücke geht es übers Wasser.

Überall Wasser
Moderne Brücke für die Fahrradfahrer

Es geht erstmal weiter flach am Kanal entlang. In Dampierre sur le Doubs geht es weg von Fluss und Kanal und auf einer wenig befahrenen Straße bergauf. Es ist ganz schön heiß. Während ich auf Felix und Salome warte, spreche ich eine Familie an, die mit Gartenarbeit beschäftigt ist, ob sie mir die Fahrradflaschen auffüllen können. Wir unterhalten uns ein bisschen – ich bin froh, dass ich gut Französisch spreche – und die beiden Töchter der Familien streiten sich darum, wer jetzt unsere Flaschen auffüllen darf. Eine wirklich nette Begegnung. Schließlich sind wir wieder komplett und fahren weiter bergan. Und natürlich folgt auf der anderen Seite dann eine schöne Abfahrt. An einem kleinen Supermarkt in Colombier-Fontaine versorgen wir uns mit Eis und kalten Getränken.

Nach dem bergigen Abstecher geht es wieder am Kanal entlang. Es ist wenig los und wir kommen gut voran.

Am Canal du Rhône au Rhin auf dem EuroVelo 6

Auf dem letzten Teilstück verläuft der Radweg zwischen dem Canal und dem Doubs und wir haben das Gefühl, komplett vom Wasser umgeben zu sein. Unsere Kleinste fährt tüchtig, dafür bekommt sie von mir oder auch meiner großen Tochter Elodie Geschichten erzählt. Mein Sohn träumt etwas und ich kann gerade noch laut schreien, als er vom Weg abkommt in und über die Böschung in Richtung Kanal vom Weg abkommt. Abrupt zieht Richard die Bremsen und stürzt, aber er landet immerhin nicht im Wasser. Und definitiv ist er jetzt wieder voll wach.

Links der Kanal und rechts der Fluss

L’Isle sur le Doubs ist ein verschlafener kleiner Ort und der Campingplatz liegt tatsächlich auf einer Insel, die vom Canal und dem Doubs gebildet wird. Und nach 44,5 km freuen wir uns schon alle sehr auf eine leckere Pizza, denn auf der Homepage des Campingplatzes stand, dass immer am Samstag Abend ein Pizza-Wagen auf den Platz kommt. Aber dann die Enttäuschung: der Wagen ist kaputt und kommt heute nicht. Dafür gibt es aber im Ort einen Pizzaautomaten, der angeblich auch eine ziemlich leckere Pizza macht. Wir beschließen also, erst die Zelte aufzubauen und uns dann den besagten Automaten anzuschauen. Der Campingplatz ist nicht besonders voll. An einer Sitzecke lernen wir Nico kennen, der mit dem Liegerad auf dem EuroVelo 6 in Richtung Atlantik unterwegs ist. Während wir unsere Zelte aufbauen, werden wir von einem ganzen Schwarm Stechmücken attackiert. Wir beeilen uns und schicken die Kinder schonmal zum Duschen, damit die Mücken etwas von Ihnen ablassen. Dann laufen wir zum Pizzaautomaten. Das Pärchen vor uns, auf der Rückreise von ihrem Frankreichurlaub nach Deutschland, bekommt ihre Pizza und nachdem sie wirklich gut aussieht, bestellen wir insgesamt 4 Pizzen, darunter eine Pizza Savoyarde mit Reblochonkäse und Kartoffelstückchen. Es schmeckt wirklich lecker, die Stimmung wird nur merklich getrübt durch die vielen Mücken, die insbesondere unsere zwei Jüngsten heftig attackieren. Schließlich krabbeln wir alle ins Elternzelt, um von den Mücken geschützt noch eine Runde Karten zu spielen.

Abendstimmung in L’Isle sur le Doubs